Montag, 29. Oktober 2012

Unter Wölfen

Lieber Herr Glanz,
ich bin gerade bei meiner Arbeit in der Bücherei auf Ihr Buch gestoßen "Unter Wölfen". Leider erst jetzt, aber besser spät als nie. Ich möchte Ihnen zu diesem eindrucksvollen Buch gratulieren. Die Art, wie sie den Wahnsinn, der passiert ist, darstellen, ist sehr einfühlend und macht greifbar, dass sich die Nachwirkungen des Zweiten Weltkrieges noch immer in der Gegenwart zeigen und ähnliche Dinge auch wieder passieren könnten. Das Buch wird in den Bestand der Hauptbücherei Wien eingearbeitet, ich hoffe, es wird viele LeserInnen finden.
liebe Grüße,
Verena Brunner


Mag.a Verena Brunner

College 2|Lokal-Regional-Global
Magistrat der Stadt Wien - MA 13
Büchereien Wien - Hauptbücherei Wien am Gürtel
Urban-Loritz-Platz 2a, 1070 Wien



Die Opfer sterben weg, dass ist auch gut so, sie sind überzählig, seit langem schon. Auch die Henker krepieren, erfreulicherweise, nur dem Gesetzt des biologischen Absterbens folgend. Neue Generation werden ihnen nachfolgen, werden heranwachsen, es z´tut sich aber auch ad diese unüberwindliche Kluft auf, die niht überwunden werden kann.

Wer es noch nicht weiß, hier eine Kopie:
Ich vermisse nur noch theathralische Ausrufe, dass wir uns von der “Ostküste” nicht alles vorschreiben lassen sollen und dass die jüdischen Schweine uns schon genug gestohlen haben… “Saujud” darf man ja auch nicht mehr sagen, “der soll des bis zur Vergasung machen” auch nicht… Wo soll denn das hinführen, stimmts? ta hautu prattein – das tun was dem eigenen Wesen entspricht , sagte schon Aristoteles. Und das tun sie auch. Immer noch und werden es immer tun, solange wir zuschauen, nichts unternehmen! Zuschauen ist immer einfacher, leichter, nicht so mühselig. Aber was kommt dann?


Wir könne nur froh sein, dass der ehemalige Nazi, Faschist uns nichts mehr nachträgt.
Zusammen mit der Skepsis ist der menschenfreundliche Optimismus der Aufklärung unsere einzige Chance, Geschichte zu machen und mit ihr das recht eigentliche humane Geschäft, die Sinngebung des Sinnlosen zu betreiben.


Das ist ein ganz besonderes Buch, stellt doch hier jemand seine Lebenserinnerungen vor, der erst als Spanienkämpfer gegen die spanischen und deutschen Faschisten gekämpft hat und dann als Kriegsgefangener im Konzentrationslager Dachau landet. Und als Augenzeuge beschreibt der Autor das, was er selbst erlebt hat. Er bezieht sich nicht auf die Aussagen anderer. Mit einem mulmigen Gefühl erkennt der Leser, dass es im KZ für die Häftlinge eine grausame Zeit war und dass Menschen mit einer wie auch immer gearteten Ideologie, die keine andere neben sich akzeptiert, ganz schnell zu Unmenschen werden und christliche Nächstenliebe nicht mehr kennen.
Beinahe gefühllos schildert der Autor seine Erlebnisse im KZ Dachau. Was aber am schlimmsten ist, zeigt sich dem erschrockenen Leser, als der Autor die Gegenwart beschreibt: da ist der Autor des Buches zwar anerkannter Widerstandskämpfer, lebt in Wien, ist aber aufgrund der durchlebten Folter so krank, dass er nachts nicht einmal mehr schlafen kann - und sein Peiniger aus dem KZ Dachau läuft ihm in Wien über den Weg: der hat es zum einflussreichen Politiker gebracht.
Ein Buch das nichts beschönigt und aufrüttelt.

ISBN-10: 3940528803
ISBN-13: 978-3940528803


Rezession von V.T-Neef (Berliner-Blatt)


Der österreichische Autor Karl Glanz befasst sich mit dem düstersten Kapitel der gemeinsamen deutschen und österreichischen Geschichte. Dem Terrorregime Hitlers und seiner Helfer, den großen, den mittleren, den kleinen und den Mitläufern.

In seinem Werk "Unter Wölfen" geht es um Spanienkämpfer. Von 1936- 1939 tobte in Spanien ein Bürgerkrieg. Freiwillige Helfer aus mehr als 50 Ländern kämpften auf der Seite der demokratisch gewählten spanischen Regierung, gegen den Faschisten Franco. Zahlreiche Spanienkämpfer wurden von den braunen Machthabern ins Gestapogefängnis Karlsruhe eingesperrt. 1941 verlegte man sie ins KZ Dachau. "Die Spanienkämpfer hatten einen ganz besonderen Status im KZ, es waren die Ersten, die 1941 ins KZ kamen und die mit der Waffe gegen den Hitlerfaschismus gekämpft hatten, sie waren es , die die wenigsten Toten zu beklagen hatten, denn unter ihnen gab es eine Solidarität, die selbst die SS verwunderte."

Der Vater des Autors war von 1941- 1945 KZ- Insasse in Dachau.

Karl Glanz sagt über sein Buch selber: "Es ist ein Versuch wider des Vergessens und gegen die zunehmende Gleichgültigkeit gegenüber dem europaweit Wiedererstarken rechter Gesinnung."

Ganz bescheiden sagt der Schriftsteller Karl Glanz ferner: "Ich bin kein Künstler, dafür fehlt mir das "Genie", aber auch meine Sicht der Dinge muss zulässig sein."

Man darf als Leser dem Verfasser mitteilen: "Falsch, Herr Glanz. Sie regen einen an und auf." Da haben ehemalige Nazis und Mörder wieder den Zutritt zur Gesellschaft gefasst nach 1945- sowohl in Felix Austria als auch in Deutschland- und die Opfer bleiben oft "draußen vor der Tür." Nazis wurden nach Kriegsende (oder blieben im Amt als) Staatssekretäre, Botschafter, Wirtschaftskapitäne, Universitätsdozenten, Funktionäre, Amtsärzte, Politiker bis hin zum Amt des Bundeskanzlers. Ein ehemaliger Marinekriegsrichter war Ministerpräsident. Nicht ohne Grund spricht der Autor davon, er habe keine Namen auf der der andern Seite genannt. Widerstandskämpfer kennt man kaum, "die Täter sind bekannt, die Opfer, die Widerstandskämpfer, die für unsere Freiheit und Demokratie gekämpft haben, die sind weitgehend unbekannt, sie sind namenlos und kommen in der Geschichtsschreibung nicht vor."

Fassungslos müssen wir Leser wieder einmal feststellen, Antifaschisten haben keine oder keine große Lobby. Über die Helden gegen Hitler drückt es Karl Glanz so aus: "Sie haben bis heute keine Ehrung erhalten." Das regt einen ja auch so auf. Da kann man anführen, die Witwe von Heydrich klagte gegen die Bundesrepublik Deutschland- und gewann. Ist ihr "holder Gatte und treusorgender Familienvater", der auch als "Schlächter von Prag bekannt war" bei einem Bombenattentat ums Leben gekommen. Ein Dienstunfall halt. Also gab es eine Pension "Brutto für Netto." Das 13 mal pro Jahr. Anspruch auf Weihnachtsgeld inklusive. Es ist leider kein "Witz": Fiel ein KZ- Aufseher vom Wachtturm und war querschnittsgelähmt, gab es eine Pension. Der von Nazis zum Invaliden geprügelte KZ- Insasse musste um seine Anerkennung als KZ- Opfer kämpfen. Hatte er Pech, traf er nach 1945 auf einen Amtsarzt, den er kannte. Eventuell mit anderem Namen. Der Arzt war als KZ- Mediziner tätig.

Erst vor ein paar Wochen wurde bekannt, der KZ- Arzt Mengele ging in den Deutschen Botschaften Südamerikas ein und aus. Verlängerte dort seine "arischen" Papiere. Hatte Leseausweise für die Bibliotheken an den Deutschen Botschaften mit seinem richtigen Namen. Das hat zu einer parlamentarischen Anfrage im Deutschen Bundestag an Bundesaußenminister Westerwelle geführt. Der sagte schnelle Klärung zu.

Karl Glanz verweist auf viele namenlose Helden, die oft unter Einsatz ihres Lebens gegen den braunen Terror ankämpften. Das macht seinem Namen alle Ehre. Er verleiht den Widerstandskämpfern Glanz, gibt ihnen eine Ehre, eine Würde. Dieses haben die Behörden, sowohl in Wien als damals in Bonn, selten getan. Erinnert sei an das unwürdige Schauspiel mit Deserteuren. Wer Hitler die Gefolgschaft verweigerte, wurde als Deserteur angeklagt und sehr oft hingerichtet. Hatte ein Deserteur das Glück, bei Kriegsende noch seinen Kopf zu haben, galt er als vorbestraft. Bis in die 80er Jahre hinein!

Finanzielle Entschädigung für die vielen "Fremdarbeiter aus dem Osten" gab es erst 1994, fast ein halbes Jahrhundert nach Kriegsende.Wieviele Opfer kamen überhaupt noch in den Genuss dieser Zahlung? Anders gefragt: Wieviele sind zwischen 1945- 1994 verstorben? Oft an den Folgen der NS- Haft.

Ein Lob an Karl Glanz auch hierfür: Sein Werk fordert auf, wachsam zu sein. Mancher Zeitgenosse, der sich nicht für Politik und das, was "da draußen passiert" interessiert und lieber sich seichte Talkshows anschaut, sollte begreifen, die Demokratie fällt nicht vom Himmel. Es gilt, sie mit Leben auszufüllen, tagtäglich, sonst läuft man Gefahr, eines Tages "böse aufzuwachen."

Ein sehr nachdenkliches Werk hat uns Karl Glanz geliefert. Mein Fazit: "Sehr lesenswert!" Auch wenn man mit geballter Faust manche Stelle zur Kenntnis nehmen muss. Wenn da ein Minister nach 1945, ein Ex.- Nazi, im Dienstwagen vorbeifährt. Zu der Faust in der Tasche kann aber Autor Glanz nichts. Er hat den Mut, diesen Vorgang anzusprechen. Das ist ja auch nicht jedermanns Sache. Ist es doch bequemer, "Jawoll, Jawoll, Herr Hauptmann Kroll" zu brüllen als nachzudenken und zu erwähnen, so wie es Karl Glanz in seinem Werk "Unter Wölfen" getan hat.

ISBN-10: 3940528803
ISBN-13: 978-3940528803


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Karl Glanz aus Wien kämpfte ab Sommer 1937 auf Seiten der Spanischen Republik.



 der Salzburger, links, stehend, neben Karl Glanz

 der Zynische

 der Spanier



Die Opfer haben Anspruch auf die Wahrheit, Gerechtigkeit und Wiedergutmachung. 

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